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Copyright by Petra Schmidt

Die Perle

Perlen

von Alb. Krüger

Nach einer alten indischen Sage bewarben sich in altersgrauer Zeit der Radscha von Benares und der Nizam von Haidarabad um das schönste Weib des damaligen Indien, die zweite Tochter des Moguls von Delhi, für die beide in Liebe entbrannt waren. Der Vater des jungen Mädchens bevorzugte den Nizam als den angeseheneren der beiden Freier, indes das Töchterlein heimlich an dem jungen und schönen Radscha hing und sich gegen die ihr vom Vater gewünschte, ihr so verhaßte Heirat mit dem bereits etwas angejahrten Nizam sträubte.
Lange Zeit versuchte der Mogul durch gütiges Zureden die Tochter seinen Wünschen gefügig zu machen. Aber als diese in ihrem Widerstande verharrte, geriet er in großen Zorn und verbannte die Ungehorsame in ein einsames Felsenschloß am Meer. Hier, streng bewacht von Dienern, die dem Vater ergeben waren, von aller Welt verlassen, vertrauerte die junge Schöne ihre Tage, aus denen jeder Sonnenstrahl entwichen schien. Gram und Sorge, die sie fast zu überwältigen drohten, wurden noch qualvoller, als sie erfahren mußte, daß ihr Liebster im Zweikampf gegen den verhaßten Nebenbuhler gefallen war. In ihrem Kummer blieben ihr nur noch Tränen, die sie von nun an Tag und Nacht vergoß, bis sie sich blind geweint. Der Balkon, auf dem sie meist weinend gesessen war, erhielt den Namen "die Wiege des Schmerzes". Gleich einem Schwalbennest am steilen Fels, hing dieser Balkon an dem Schlosse über dem Meere. Der Schmerzerfüllten sangen die Wogen ihr uraltes Lied, bald leise rauschend von Liebe und Lust, bald donnernd und brausend vom Leid und Weh der Erde. Alle diese heißen Tränen glitten, Tropfen für Tropfen, in die blaue Flut. Und hier verwandelte sie Krischna, der Gott, in Perlen. Daher gehören Perlen und Tränen untrennbar zueinander.
Die Völker der Alten Welt glaubten, die Perle entstehe aus dem reinen, vom Himmel gefallenen Tau, den die Muschel, aus der Tiefe des Meeres emporsteigend und über der Oberfläche des Wassers sich öffnend, im Mondschein empfange. Ihnen war die Perle ein Gebilde aus himmlischen Tau und dem milden Licht des Mondes. Die Araber des Mittelalters erklären sich das Entstehen dieses kostbaren Naturgebildes auf andere Weise. Nicht nur der Mond, auch das Licht der Planeten sei beim Werden der Perle wirksam gewesen. Bei den Mohammedanern gilt die Perle als Sinnbild belohnter Demut. Saadi erzählt: Ein Regentropfen fiel ins Meer und verglich demütig seine Kleinheit mit der Unermeßlichkeit des weltumfließenden Ozeans. Da bewirkte Gott, daß dies Tröpfchen in eine Muschel fiel und eine überaus kostbare Perle wurde. Nach einer anderen mohammedanischen Legende ist die Perle aus den Reuetränen Evas über ihren Sündenfall entstanden. Auch hier ist also eine Verbindung von Tränen mit der Entstehung der Kostbarkeit. Daß der Regen sinnbildlich "Träne des Himmels" genannt wird, wirft auch noch Licht auf die Entstehung der Perle aus einem Regentropfen.
Der sanfte Glanz und kühle Schimmer der Perlen ist mit der farbigen Glut und dem im Lichte sprühenden Glänzen und Gleißen der Edelsteine nicht zu vergleichen. Wir lieben die zarten, matten Kugeln, die Erzeugnisse einer eigenartigen Empfindlichkeit der Perlmuschel.
Ein Fremdkörper, der in diese eindringt, reizt die Mantelhaut der Muschel, die ständig Schalenmasse an der Innenseite ausscheidet, derart, daß sie den Eindringling nach und nach mit einer dicken Perlschicht umhüllt. Während man früher annahm, daß die Bildung der Perlen in den Muscheln nur durch das Eindringen von Steinchen oder Sandkörnern und anderen Fremdkörpern bedingt wurde, die jenen Zustand hervorrufen, der zur Umhüllung dieser Fremdkörper durch Perlmuttermasse führte, brachten neuere Untersuchungen das sichere Ergebnis, daß die Perlenbildung auf der Einkapselung von Parasiten — Finnen und Larven von Saug- und Bandwürmern — beruht, die gleichfalls von Außen in die Muschel gelangen.
Der seidenartige Glanz der Perle scheint von den Lichtbrechungen in den vielen zarten Schichten herzurühren, aus denen sie sich allmählich bildet.
Die Empfindlichkeit, ihre Erzeugerin, nehmen die Perlen auch mit in das Leben. Lange noch, nachdem sie sich von ihrer Molluske getrennt haben, leben sie in steter Reizbarkeit. Im Lichte gewisser Farben verlieren sie ihren Glanz. Weiß und Lichtblau scheinen ihnen am wenigsten zu schaden.
Wie die Menschen, ihre Liebhaber, besitzen auch die Perlen Zeiten der Jugend und der reife; sie altern und vergehen. In alten Grabstätten fand man häufig greisenhafte Perlen; berührte man sie, so zerfielen sie zu seinem Mehl.
Die Perle war der Liebling aller Völker, und in der Schätzung ihres Wertes kamen ihr oft die erlesensten Edelsteine nicht gleich. Tausende von Unterscheidungen, die ewig fließende Ungleichheit von einer zu der anderen, machen die Perlen bei ihren Liebhabern auch auf dem heutigen Markt zu einem der gefährlichsten Spekulationsobjekte und zum bevorzugten Schmuck.
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Die Wertschätzung der Perlen ist uralt. In Überlieferungen aus dem dritten Jahrtausend vor Christi Geburt aus China werden sie bereits erwähnt. Vor allem berauschte man sich in Indien an der Schönheit der opalen Kugeln. Auch die Bibel erwähnt die Perlen. König Salomo verehrte sie als Sinnbilder der Reinheit und Weisheit. Die Griechen der früheren Zeit schätzten die perlen weniger. Erst später, als sie reicher geworden waren, und als nach den Eroberungszügen Alexander des Großen Griechenland mit dem Orient bekannter wurde, schätzten auch sie die Schönheit der Perlen ebenso, wie dies später bei den Römern geschah. In Rom steigerte sich zur Kaiserzeit die Beliebtheit und damit der Wert der Perlen derart, daß sich Plinius über die Verschwendung, die in seiner Zeit mit ihnen getrieben wurde, ereiferte. Er berichtete von einer Perle, die Julius Cäsar besaß, die sechs Millionen Sesterzien wert war und von ihrem Besitzer achtlos verschenkt wurde. Lollia Paulina, Caligulas Gemahlin, trug einen Perlenschmuck, der auf zehn Millionen Mark gewertet wurde. Bei den üppigen Gastmälern der römischen Verfallzeit kam es nicht selten vor, daß man kostbare Perlen in Wein auflöste, den man sich zur gegenseitigen Ehrung zutrank. So heißt es, daß Kleopatra in dem Wein, den sie auf die Gesundheit des Marcus Antonius trank, eine Perle im heutigen Wert von einer Million Mark aufgelöst hatte. Da die Perlen in der Hauptsache aus kohlensaurem Kalk bestehen, so lassen sie sich ohne Schwierigkeit in Säure, also auch im Wein, auflösen.
Die alten Germanen kannten die Perlen nicht. Lange Zeit fanden sie volles Genügen an ihrem Bernstein. Erst Byzanz vermittelte dem Norden die Kenntnis der Perlen. Und die Stämme der Völkerwanderung nahmen sie mit Liebe auf.
Im neunten Jahrhundert fanden die Perlen im Westen Europas allgemeine Gunst. Man verwendete sie nicht nur als Schmuckstücke und Gewandzieren, sondern auch an Kirchengefäßen und Reliquien der Heiligen. Der alte Gedanke, daß die Perle aus reinen, durch nichts Irdisches getrübten Stoffen entstanden sei, machte sie zum Sinnbild der Reinheit, Demut und Seligkeit, die mehr wert seien als der Besitz aller vergänglichen Schätze der Erde. In diesem Sinne ist das Gleichnis des Matthäusevangeliums vom Kaufmann zu verstehen, in dem es heißt: "Das Reich der Himmel ist gleich einem Handelsmann, der edle Perlen suchte. Da er aber eine kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin und verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie."
Im Mittelalter war die häufigst gelesene Schrift die Legende von Barlaam und Josaphat. Der reiche König Indiens, Josaphat, zeigt Barlaam alle seine Kleinodien seiner Schatzkammern. Barlaam aber fand nichts an diesen Kostbarkeiten des Preisens würdig; er wies den indischen König auf Christus hin als auf die Perle, die alle Schätze der Welt aufwiegt. Die Perle bedeutet auch das Wort Gottes und alles Heilige, daher abermals bei Matthäus geboten wird: "Du sollst die Perle nicht vor die Schweine werfen." In der Symbolik der christlichen Kirche wandte man den Umstand, daß die Muschel, obgleich im Wasser lebend, doch unberührt vom nassen Element, durch himmlischen Einfluß die Perle empfange, auf die unbefleckte Empfängnis Marias an. Das an sich farblose "Weiß" der Perle spielte bei diesen Gedankengänge eine bedeutsame Rolle. An der kirchlichen Geräten angebrachte Edelsteine besaßen gleichfalls ihre besondere Bedeutung. Die Mauern des himmlischen Jerusalems sind gegründet auf zwölf Edelsteinen; es sind die nämlichen Steine, die auf dem Brustschild der jüdischen Hohenpriester angebracht waren. Zu ihnen gesellte sich die Perle als bedeutsames Sinnbild der Reinheit und Demut.
Im späteren Mittelalter schätzte man die Perlen in weltlichen Kreisen immer mehr. Philipp von Burgund soll die Gewohnheit besessen haben, ständig in schwarzer Kleidung und nur mit Diamanten und Perlen geschmückt, zu erscheinen. Den Wert seiner perlenbesetzten Schärpe schätzte man auf eine halbe Million Franken. Der Amerikafahrer Diego Temes brachte Philipp II. eine Perle mit, welche die Form und Größe eines Taubeneis besaß; Zeitgenossen schätzten dies seltene Stück auf auchtmalhunderttausend Dukaten. Ganz Europa kannte diese Perle unter dem Namen "La Peregrina". Man reiste nach Sevilla, nur um sie zu sehen. Im Schatz, den die Witwe Albrechts II. im Jahre 1440 verpfändete, spielen Perlen eine große Rolle. Bekannt ist, daß die Schottenkönigin Maria Stuart mit Vorliebe Perlen trug.
Katharina
Nach der Entdeckung der Neuen Welt — Amerika —häuften sich in Europa die Perlenschätze geradezu ungeheuer. Die Eroberer Perus und Mexikos brachten sie in Mengen nach Spanien. Später, als sie schiffsweise eingeführt wurden, sank ihr Wert erheblich. Der alte Gedanke, Tränen und Perlen miteinander in Beziehung zu bringen, sollte sich nach der Entdeckung und Eroberung vieler Teile der "Neuen Welt" in anderem als dem ursprünglichen Sinne ergeben. Die Habgier der Menschen jener furchtbaren Zeit nach hochgewerteten Schätzen, nach Gold, Edelsteinen und Perlen, brachte unsägliches Elend über die Eingeborenen Amerikas. Grauenhafter noch als das gräßliche Los der Goldgrubensklaven war das der mißhandelten Perlentaucher. Ganze Inseln, auf denen man gute Schwimmer fand, verödeten. Man schleppte die Männer als Sklaven fort, um sie im Meer nach Perlen tauchen zu lassen. Die Frauen und Kinder verkamen darüber und starben den bitteren Hungertod. Millionen Tränen sind um jene Perlen geweint worden, die von den spanischen Sklavenhaltern nach Europa verschickt wurden. Die Wertschätzung der Perle in Amerika ist uralt; hier hat man die ältesten Perlenfunde gemacht. In einem Grabe der sogenannten "Moundbuilders", der vorgeschichtlichen Bewohner der jetzigen Vereinigten Staaten, wurden zwei Mumien gefunden, auf deren hemdartigen Gewändern nahezu eine Gallone (4½ Liter) echter Perlen von verschiedenen Größen aufgenäht war. Sie stammten von Süßwassermuscheln und waren sämtlich durchbohrt.
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Durchreibung
 
In der Renaissancezeit mit ihrem üppigen, schmuckbeladenen Kleiderprunk trieb man ungeheuren Aufwand mit Perlen. War bis dahin die Perle ein übertrieben angewendetes Schmuckmittel gewesen, so erhielt sie in der Barockzeit ihren Wert als Einzelstück. Die Goldschmiede begannen jetzt langsam hinter dem Juwelier zurückzutreten. Damen trugen Perlen in das Haar geflochten, an den Gelenken, um Brust und Hüfte geschlungen. Ninon de Lenclos, Madame de Lavallière, Mademoiselle D'Morphi schätzten die Perlen hoch. Auch die Récamier war eine große Freundin von ihnen. In Rußland trieb man barbarischen Mißbrauch mit Perlen; in einzelnen Fällen besetzte man Kleider so dicht damit, daß fast nichts vom Stoff zu sehen war. Sogar Stiefelschäfte verschwanden unter einer wahren Perlenflut.
Wie die Auster lebt auch die Seeperlenmuschel — Meleagrina margaritifera — gesellig auf Bänken und Untiefen des Meeres. Ihre Hauptverbreitungsgebiete finden sich in der Straße von Manar, an der Nordwestspitze von Ceylon, im Persischen Meerbusen, im Roten Meer, im Indischen und Stillen Ozean, und an der zentralamerikanischen und mexikanischen Westküste. Viele der schönsten und wertvollsten Perlen werden in einer kleinen, zu den Philippinen gehörenden Inselgruppe gefunden, die als Sukugruppe bekannt ist. Je nach Tiefe, in der die Bänke liegen — meist sechs bis neun Meter —, werden die Muscheln noch heute in primitiver Weise, aber auch durch modern ausgerüstete Taucher gesammelt. Die Perlenfischerei ist ein sehr gefahrvolles Unternehmen, da die Taucher — meistens Japaner — häufig durch Haifische bedroht werden. —
Die gesammelten Muscheln, die mindestens dreijährig und handtellergroß sein müssen, da es in kleineren Stücke nur ausnahmsweise zur Perlenbildung kommt, werden geöffnet, auf Haufen geschüttet und verwesen in zwölf bis vierzehn Tagen unter Verbreitung eines greulichen Gestanks. Dann werden sie auf Sieben sorgfältig ausgewaschen und die Perlen ausgelesen. Neben den Perlen bilden auch die leere Schalen, des Perlmuttergehalts wegen, einen gesuchten Handelsartikel. Nicht wenig als zwanzig Jahre soll es dauern, bis eine Perle zur Größe einer Erbse wächst. Das erreichbare Alter der Seeperlenmuschel wird auf fünfzig bis sechzig Jahre geschätzt.
Die Zahl der in einer Muschel vorhandenen Perlen ist sehr verschieden; sie hängt von der Zahl der Stellen ab, an denen der Mantel des Tieres gereizt wurde. Als Höchstzahl wurden in einer Perlmuschel aus dem Indischen Ozean siebenundachtzig Perlen gefunden. Ihre Form und Beschaffenheit richtet sich nach der Stelle, an der die Abscheidung der Perlmuttersubstanz erfolgte. Liegt die Stelle innerhalb der Weichteile, so bildet sich frei und lose eine mehr oder weniger runde Perle, die ohne weiteres als Schmuckstück verwendet werden kann. Liegt aber die Reizstelle unmittelbar an der Schalenwandung, dann verwächst die Perle mit der Perlmutterschicht. Sie muß in diesem Falle von der Schale getrennt werden. Die Form solcher Perlen ist stets unregelmäßig; solche Funde kommen als Halbperlen in den Handel.
Nach M. Bauer vermag die Besatzung eines Perlenfischerboots mit zehn Tauchern in der Straße Manar, währen der Monate März und April, in denen das Meer am ruhigsten ist, in einem Tage durchschnittlich zwanzigtausend Muscheln zu sammeln. Man kommt auf seine Kosten, wenn in tausend Muscheln für zwei bis drei Mark Perlen vorhanden sind. Ein um die Hälfte höherer Betrag gilt schon als guter Fang. Perlen im Wert von über tausend Mark werden sehr selten gefunden. Die Gesamtmenge der jährlich gefischten Muscheln beläuft sich nach Moebius auf ungefähr zwanzig Millionen Stück, von denen etwa vier Millionen Perlen enthalten. Vor drei Jahren erreichte der Weltbedarf an Perlen den Betrag von rund hundert Millionen Mark.
Da die bisherige Weise der Perlgewinnung, die im Abwarten der Verwesung am Strande und darauf folgenden Auswaschen bestand, sehr gesundheitschädlich ist und die Muscheln für weitere Perlgewinnung endgültig verloren gingen, benutzte man neuerdings die Radiographie. Auf der radiographischen Station der Insel Ipanriva stellt man den Perlengehalt der Muscheln dadurch fest, daß man sie durchleuchtet. Auf diese Weise können in einer Stunde einhundertsechzigtausend Stück untersucht werden. Dabei bietet sich die Möglichkeit, Muscheln, in denen sich Ansätze zu Perlen befinden, auszusondern und weiter zu züchten.
Wenige Perlenliebhaber wissen, daß die kostbaren, mild glänzenden Kugeln auch in verschiedenen Gewässern des deutschen Vaterlandes, besonders in den Gebirgsbächen Sachsens, Bayerns und der Rheinprovinz, aber auch in einigen klaren Wasserläufen der Lüneburger Heide gefunden werden. Früher gab es auf deutschem Boden sogar ziemlich reiche Fundorte. In der Zeit von 1814 bis 1857 wurden beispielsweise in Bayern noch 155 880 Perlen gefischt. Jetzt ist die Ausbeute erheblich geringer, da die verschiedenen Industrieabwässer dem Gedeihen der Muscheln schädlich sind. Das Flußbett der Weißen Elster ist heute die ergiebigste Fundstelle, die, schon im Mittelalter bekannt, seit 1861 an die Fischerfamilie Schmerler in Ölsnitz verpachtet worden ist, in der sich das Gewerbe seit dreihundert Jahren ununterbrochen forterbt. Die Erträge gehen in dessen von Jahr zu Jahr zurück.
Nach genauer Berechnung finden sich in hundert geöffneten Muscheln etwa drei bis vier Perlen und unter achtzehn Perlen höchstens eine von erheblichen Wert. Früher ist die Ausbeute ergiebiger gewesen. So wurden in den Jahren 1719 bis 1814 in der Elster 11 268 Perlen gefunden, die dreißigtausend Mark einbrachten. Die schönsten wurden zu einer Halskette im Werte von neuntausend Mark zusammengereiht, die sich noch im "Grünen Gewölbe" zu Dresden befindet. Von 1805 bis 1849 wurden noch 4107 Perlen im Werte von 9147 Mark gefunden. Ein besonders gutes Perlenjahr war 1854; damals wurden hundertsechs ganz helle Prachtstücke gefunden. Im letzten Jahrzehnt brachte man rund fünfhundert wertvolle Perlen ans Licht des Tages; im Sommer 1915 allein siebenundvierzig Stück.
Nach den in neuester Zeit durch de Philippi und Küchenmeister über die Flußperlenmuschel — Margaritana margaritifera —angestellten Untersuchungen entstehen auch hier die Perlen in den Muscheln dadurch, das kleine Larven von Saugwürmern zu ihrer Weiterentwicklung in die Muschel aus ihrem Wirtstier einwandern. Diese sucht den unerwünschten Gast dadurch unschädlich zu machen, daß sie in rascher Folge kalkartige Schleimhäute abscheidet und ihn damit umspinnt, so daß um ihn schließlich eine Kapsel entsteht, in der die Larve zugrunde geht. Diese Kapsel ist die begehrte Perle.
Die Flußperlenmuschel schmarotzt indes selber eine Zeitlang. Ihre junge Brut, die schon von Anfang an zwei hauchzarte Schalen besitzt, dringt mit dem Atemwasser in die Kiemen der Fische und hält sich an einem langen Faden — entsprechend den Spinnfäden der der Pfahlmuschel — dort fest. Im Aquarium gemachte Versuche zeigten, daß die Oberhaut der Fischkiemen infolge des Reizes zu wuchern beginnt und nun ihrerseits eine Kapsel bildet, in der aber die Muschellarve ruhig weiter gedeiht, bis sie schließlich abfällt und eine selbständige Lebensweise beginnt.
Die erwachsenen Schaltiere nehmen stets eine bestimmte Stellung im Bachsande ein, an der man sie leicht erkennen kann: zu zweien bis vieren stecken sie schräg, mit der Spitze gegen die Strömung, fest im Untergrunde, aus dem das dicke, hintere Ende wenig mehr als fingerbreit hervorragt. Wo der Boden zu hart ist und das Einwühlen erschwert, suchen sie zwischen Steinen Halt und setzten sich in deren Schutz fest, so daß sie die Strömung nicht fortzureißen vermag. Zwischen Ende Juli und Ende August wandert das Tier, um die Brut abzusetzen und ihr eine möglichst weite Verbreitung zu sichern. Zu dieser Zeit findet man die Muscheln allerorten im Bachbett.
Die Farbe der Perlen ist sehr verschieden. Meist schwankt der Farbton zwischen weiß, gelblichweiß und bläulichweiß. Selten ist er rötlich oder schwärzlichgrau. Ausnahmsweise finden sich im Mexikanischen Meerbusen hier und da auch schöne, schwarze Perlen. Durchsichtig ist keine Perle. Zu ihrer vollkommenen Schönheit gehört eine sogenannte"Durchscheinenheit", die durch den blättrigen Aufbau der Perlmuttersubstanz aus feinsten, lichtdurchlässigen Blättchen von Kohlensaurem Kalk bedingt wird. Wie bei Diamant ruft eine mehr oder weniger große Menge hindurchgehenden Lichtes das "Wasser" hervor.
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Im Gegensatz zu den Edelsteinen, die erst durch Verarbeitung, durch Schleifen ihr Feuer erhalten, muß die Perle so benützt werden, wie die Muschel sie schuf. Mangelt ihr Glanz und schöne Form, so kann keine Kunst nachhelfen. Ihre geringe Härte verbietet jeden Schleifverlust, selbst jedes Polieren. Die Beteiligung organischer Substanzen an ihrem Aufbau bringt es mit sich, daß sie im Laufe der Zeit durch alle möglichen Einflüsse wie Temperaturwechsel, Einwirkung von Säuren, die in der Luft enthalten sind, angegriffen werden und an Glanz einbüßen. Sie werden sogar schon trübe und unansehnlich durch bloßes Tragen auf feuchter Haut. Alle möglichen Versuche, die man anstellte, um abgenützten Perlen den Glanz der neugefischten — daher Jungfernperlen genannt — wiederzugeben, sind fehlgeschlagen. Man hat sie von Hühnern verschlucken lassen, in Brotteig gebacken, mit Säure behandelt — es war alles umsonst.
Man brachte einen alt gewordenen, überaus kostbaren Perlenschmuck längere Zeit in einer Felsspalte am Meeresgrunde unter, um ihm auf diese Weise zum ursprünglichen Glanz zu verhelfen. Vergebliche Mühe; der Schmuck blieb, wie er war. Ob ein von E. Beutel gemachter Vorschlag, die von den Perlen aufgenommenen Abscheidung der menschlichen Haut — vor allem Talg — durch Entfettung zu entfernen, zum Ziel führt, steht dahin. Die leichte Angreifbarkeit der Perlen macht es nötig, daß sie beim Tragen mit größter Vorsicht behandelt werden, damit die Oberfläche nicht beschädigt oder angegriffen wird. Denn nur in sehr seltenen Fällen ist es gelungen, die äußerste Schicht einer aus Perlmuttersubstanz zwiebelartig aufgebauten abgetragenen Perle abzulösen, und auf diese Weise eine zwar kleinere, aber wieder makellose Perle zu enthalten.
Da schöne Perlen von jeher meist hoch im Preise standen, fehlte es auch nicht an Versuchen, sie künstlich nachzuahmen. So sind namentlich in den holländischostindischen und japanischen Meeren Perlmuschelbänke künstlich angelegt worden, nach Art der bekannten Austernbänke in List auf Sylt. Der Erfolg scheint den Erwartungen jedoch nicht zu entsprechen. Wahrscheinlich mangelt es an den erforderlichen Schmarotzern, welche die Abscheidung der Perlen veranlassen. Man versuchte auch, künstliche Fremdkörper, Sand Steinchen und dergleichen, sogar winzige Perlen in die Muscheln einzuführen, um ein Überziehen mit Perlmuttersubstanz zu erzielen. Das Ergebnis waren nur aufgewachsene Halbperlen. Ferner sind Perlen aus Pulver von Perlmuttersubstanz oder auch aus Bruchstücken von echten Perlen nachgeahmt worden. Die größte Industrie zur Herstellung künstlicher Perlen entwickelte sich aus dem Füllen hohler Glaskugeln mit Wachs und sogenannter Perlenessenz — Essence d'Orient. Dieses Verfahren rührt von dem Pariser Rosenkranzmacher Jacquin her. Er überzog das Innere der Glaskugeln mit einem weißen, silberglänzenden Farbstoff, den man aus den Schuppen des Weißfisches oder Ukleis gewinnt.
Der Farbstoff befindet sich unter den Schuppen und wird durch Schütteln im Wasser losgelöst. Alsdann verrührt man ihn mit Hausenblase zu einem dicklichen Brei, der in das Innere der Kugeln gebracht wird. Nach dem Eintrocknen ist die Innenseite mit einem silberglänzenden Überzug versehen, der im Eindruck den echten Perlen ähnlich ist. Zur Erhöhung der Festigkeit wird dann der nach der Trocknung entstandene Hohlraum mit Wachs ausgefüllt. Derartige Nachahmungen bezeichnet man als "Bourguingonperlen"; sie gehören zum Besten, was an Nachahmungen vorhanden ist.
Da die Herstellung dieser Perlen indes beträchtlich sind — zu einem Pfund "Essenz" gehören sieben Pfund Fischschuppen, zu deren Gewinnung achtzehntausend bis zwanzigtausend Fische nötig sind —, so ist auch der Preis ziemlich hoch. Daher stellt man neuerdings im Anschluß an dieses Verfahren Perlen aus massivem Opalinglanz her, die mit einer perlenähnlichen Masse überzogen werden. Im Gegensatz zu anderen Nachahmungen erreichen derartige Kunsterzeugnisse zwar das spezifische Gewicht der natürlichen Perlen fast völlig, stehen aber wegen der leichten Angreifbarkeit der äußeren Schicht hinter den Wachsperlen zurück.
Je nachdem es sich um wertvolle, minderwertige Perlen oder gar Nachahmungen handelt, ist auch das notwendige Schmuckbeiwerk mehr oder weniger kostbar und künstlerich. In der Renaissancezeit entstanden weniger schöne, künstlerische Anhänger mit Edelsteinen und Perlen. Lange Zeit schöpfte man aus diesen Erzeugnissen Vorbilder für Neuanfertigung. Dann trat das fast immer Unvermeidliche ein: der Stil verflachte immer mehr. Eine Zeitlang waren diese Neuschöpfungen eine wahre Mustersammlung von Geschmacklosigkeit. Endlich trat ein Umschwung ein. Man begann an die Läuterung des Stiles dieser Schmuckstücke zu gehen, um insbesondere für Perlen eigenartige, künstlerisch wertvolle Fassung zu ersinnen.
Quelle: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, 1919, Union Deutsche Verlagsgesellschaft Stuttgart, von rado jadu 2001

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